Vortragsabend zu WhatsApp, Instagram und Snapchat – 170 Zuhörer/innen sind begeistert

Ohne erhobenen Zeigefinger, aber sehr nachvollziehbar ging der Referent Moritz Becker, Sozialpädagoge und Medientrainer, Fragen nach, die viele Eltern ratlos machen: Warum ist unseren Kindern das Handy so wichtig? Wieso geben sie bei WhatsApp oder Instagram ohne Rücksicht auf die eigene Privatsphäre persönlichste Dinge preis? Neben der Klärung dieser Fragen ging es aber auch um Hilfestellung für die Eltern: Was können wir tun, was sollen wir besser lassen?

Voraussetzungen

Anhand zweier fiktiver Kinder, Max und Lisa, wurden den Zuhörer/innen zunächst einige Tatsachen ins Bewusstsein gerufen, die wir Eltern nur allzu leicht vergessen: Kinder sind unbekümmert und neugierig, und so nutzen sie natürlich auch ihr Smartphone. Daneben sind sie – wie wir Eltern als Jugendliche (und auch heute noch) auch! – auf der Suche. Sie suchen Aufmerksamkeit und Anerkennung. Eher pubertätsspezifisch sind dagegen zwei weitere Aspekte, die bestimmtes Verhalten erklären. Es geht unseren Kindern um Orientierung und Identitätsfindung.

Genau hier setzen soziale Netzwerke im Internet an. Kinder benutzen WhatsApp oder Instagram, um sich auszuprobieren, um Wichtiges herauszufinden: Wer bin ich? Wie reagieren andere auf mich?

Beliebt oder nicht beliebt?

Das Streben nach likes, wenn man ein Bild von sich ins Netz gestellt hat, ist also ein natürliches Bedürfnis. Der Kommentar der Eltern „Das ist doch egal, was andere von dir denken!“ wäre in diesem Fall einer der dümmsten Sätze, den wir Eltern sagen können.

Auch die Nicht-Beliebten, die Kinder, die keine likes bekommen, brauchen Aufmerksamkeit, werden stattdessen im Internet aber gnadenlos vorgeführt. Hier gibt es ebenfalls Eltern-Sätze, die vernichtend sind: „Da bist du selber schuld!“ ist in diesem Fall die schlimmste aller Bemerkungen.

Was können wir Eltern tun?

Einige wichtige Dinge sollten wir uns bewusst machen:

  • Die Ursachen für Konflikte, die das Internet mit sich bringt, liegen nicht im Internet, sondern in den Faktoren Unbekümmertheit, Neugier, Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, Identitätsfindung.
  • Solche Anerkennung und Aufmerksamkeit kann sich ein Kind in Bereichen holen, die wir Eltern fördern sollten: Hobbys, Engagement im Sportverein, im Schulorchester, in einer Jugendgruppe o.ä..
  • Was Kinder im Internet machen, ist nicht oberflächlich, nicht „bekloppt“.
  • Im Leben von Pubertierenden gibt es manchmal Wichtigeres als uns Eltern.
  • Wir Eltern sind gefordert, uns auf den Weg zu machen, das Internet (WhatsApp, Instagram) zu verstehen.
  • Wir müssen die Kinder begleiten, ihnen Freiheiten lassen, aber gleichzeitig ihnen Orientierung und Stabilität vermitteln, ihnen helfen, Risiken einschätzen zu können. (Dabei könnte zu Beginn ein sog. Familienhandy hilfreich sein.)
  • Statt ihm Vorwürfe zu machen, sollten wir dem Kind immer wieder sagen, dass wir es – egal, was passiert ist – lieben.

All diese Voraussetzungen, Probleme und Erziehungstipps rund um das Medienverhalten unserer Kinder wurden den ca. 170 Zuhörerinnen und Zuhörern auf überaus anschauliche und unterhaltsame Weise präsentiert – ganz ohne Technik. Wer einen drögen Powerpoint-Abend erwartet hatte und den Referenten nicht von dessen letztem Besuch am EGD kannte, wurde angenehm überrascht. Das Publikum war begeistert, lang anhaltender Applaus für den Referenten Moritz Becker schloss sich an und, wenn das möglich gewesen wäre, hätte es sie gegeben: 170 likes!